Rückblick


21. Jul 2022

Amerika Auswanderung
aus dem Odenwald, 
Teil III, Ansiedelung und Akkulturation
Donnerstag, 21. Juli 2022, 18:00 Uhr,
Restaurant am Leopoldsplatz
Vortrag:
Dr. Helmut Schmahl, Alzey

 


Ein interessanter und lebendiger Vortrag von Dr. Helmut Schmahl

(Bild: privat)
(Bild: privat)

„Warum sollen wir die Pfälzer Bauernlümmel hier ertragen?“ - von keinem anderen als Benjamin Franklin stammt dieser Ausspruch über die deutschen Siedler in Pennsylvania. „Sie drängen sich in unsere Ansiedlungen, wohnen in Rudeln zusammen und befestigen ihre Sprache und Sitten zum Verderben der unsrigen.“ Seine Sorge bestand darin, dass Pennsylvania, das von Englischen begründet wurde, eine Kolonie von „Fremdlingen“ werden könnte. So ganz falsch lag er damit nicht.

In der Vortragsreihe des Freundeskreis Ephrata zur Auswanderung aus dem Odenwald beleuchtete Dr. Helmut Schmahl, Alzey, kürzlich in Eberbach die Besiedelung und Akkulturation der südwestdeutschen Einwanderer in die neue kulturelle und soziale Umwelt. Sie waren wegen ihrer handwerklichen Fähigkeiten willkommen. Besonders beliebt waren Metzger, Bäcker und Bierbrauer. Die größten Brauereien z. B. Anheuser-Busch wurden von Deutschen gegründet.

Reger Briefkontakt bestand in die alte Heimat, wollte man den Daheimgebliebenen doch zeigen, dass man es in der neuen Freiheit zu etwas gebracht hatte. Die Briefe wurden in der Heimat weitergegeben und führten zu weiteren Auswanderungen. Konrad Beissel z. B. erreichte 1720 Amerika. 18 Jahre später folgten ihm gemeinsam mit den Gimbsheimer-Erleuchteten sein Bruder nach Ephrata und in der Folge eine Nichte und ein Neffe. Vom Neckartal und dem Odenwald erfuhren die Auswanderer nicht nur über die Briefe der Verwandten. Zahlreiche deutschsprachige Zeitungen druckten auch Ereignisse aus Eberbach und dem Odenwald, wie Dr. Schmahl anhand von Beispielen aufzeigte. Neben der Sprache, die sich bis heute im Pennsylvania-Dutch erhalten hat, haben sich auch typische Denkweisen, Wertvorstellungen und Verhaltensmuster erhalten. Dazu beigetragen haben auch seit der frühen Besiedelung die zahlreichen deutsch typischen Vereine wie Turn-, Gesangs- und Casinovereine. Einen weiteren Beitrag leisteten die Druckereien, die in hoher Zahl deutschsprachige Bücher etwa für die Nutztierhaltung oder Kochbücher, die sich an den veränderten Nahrungsmitteln orientierten. Manche der Bücher werden bis heute in phonetischer Schrift, in Pennsylvania Dutch, gedruckt.

So war es dann auch kein Wunder, dass die Auswanderer zu der Einsicht gelangten: „We are no strangers in this land“. Dr. Schmahl verstand es außerordentlich gut, unterlegt von mehr als 100 Charts, die Anpassung der Siedler in Pennsylvania nachzuzeichnen. Zur Überraschung der Anwesenden präsentierte er dann noch die Originalausgabe des 1768 im Kloster Ephrata gedruckten 300-seitigen Märtyrer-Spiegels.

Der Vorsitzende des Freundeskreises, Reiner Heun, bedankte sich für den außerordentlich interessanten und lebendigen Vortrag und hatte gleich noch eine Neuigkeit parat: Der aus New York stammende Historiker Chris Herbert hat in dem 1746 entstandenen Ephrata Codex, einer 900-seitigen Zusammenstellung von Musikkompositionen, die im Kloster entstanden und gesungen wurden, eine besondere Entdeckung gemacht. Der Ephrata-Codex war Konrad Beissels persönliche Musiksammlung. Nach dessen Tod wurde der Foliant von seinem Nachfolger, Peter Miller, 1771 an Benjamin Franklin übergeben und wird seitdem im Capitol in Washington verwahrt. Herbert fand bei seinen Recherchen heraus, dass die erste Komposition von einer Frau in Amerika aus dem Kloster Ephrata stammt. Insgesamt stammen mehrere Kompositionen von drei Frauen. Es waren Schwester Föben (Christina Lassle), Schwester Hanna (Hannah Lichti) und Schwester Ketura (Chatharina Hagaman). Ein weiteres Zeugnis über die Bedeutung des Cloister Ephrata bei der Besiedelung der Neuen Welt.



14. Sep 2021
18:00 Uhr

Mitgliederversammlung für 2019 und 2020

Viele Veranstaltungen fielen der Corona-Pandemie zum Opfer


Die pandemische Lage zwang sowohl „Hiwwe wie Driwwe" den Freundeskreis Ephrata in Eberbach als auch dessen Partnerclub in Ephrata, auf jegliche Art von Veranstaltungen zu verzichten. In der Mitgliederversammlung zeigte sich der Vorsitzende Reiner Heun hierüber enttäuscht.

Mit dem breiten Angebot von Veranstaltungen sei es geplant gewesen, weitere Interessierte für die transatlantische Fernpartnerschaft mit Ephrata, Pennsylvania (USA), zu gewinnen. Unter anderem waren die Fortführung der Vortragsreihe zur Amerika Auswanderung aus dem Odenwald, die Feier zum 25-jährigen Jubiläum des Freundeskreises, eine Reise in die USA mit Florida-Rundreise und Abschluss in Ephrata sowie Teilnahme mit einem Motivwagen an der Parade zur 105. Ephrata Faire, die Ausstellung „Neue Heimat Pennsylvania - 300 Jahre Auswanderung von Conrad Beissel" sowie der deutsch-pennsylvanische Tag 2020 in Eberbach geplant. Auch der Schüleraustausch zwischen dem HSG und der Ephrata High School, eine feste Größe der Städtepartnerschaft, wurde vorübergehend ausgesetzt.

 

Heun machte deutlich, auch wenn die Planungen für das kommende Jahr im Moment schwierig seien, werde der Verein doch bestrebt sein, mit Aktivitäten das gemeinsame kulturelle und sprachliche Erbe zu pflegen. Nach wie vor sprechen noch über 400.000 Menschen die deutsche Sprache. 

Bild: Stephan Eichner
Bild: Stephan Eichner

Im weiteren Verlauf der Versammlung standen Vorstandswahlen an. Reiner Heun wurde als 1. Vorsitzender bestätigt. Für die nicht mehr zur Wahl angetretene stellvertretende Vorsitzende Anne Schmehlin wurde Michael Wohlers gewählt, Kassierer Harald Siefert, Schriftführerin Annedore Bielka. Von der Stadt in den Vorstand delegiert werden: Bürgermeister Peter Reichert, Peter Wessely und Heiko Stumpf. Zu Kassenprüfern wurden Sabrina und Gerd Silberzahn gewählt.

Bild: Stephan Eichner
Bild: Stephan Eichner

Für 25 Jahre Mitgliedschaft geehrt wurden die fünf Gründungsmitglieder Robert Moray, Horst Schlesinger, Bruno Schmitt, Reiner Heun und Harald Siefert sowie die Mitglieder Alexandra Wessely, Peter Wessely, Manfred Wagner, Karl Seib, Gabriele Schwind, Armin Muff, Gunter Mayer, Dr. Elisabeth Eichner und Ortfried Bracht.